Das Bewertungsschema der Buckfast-Biene bildet die Grundlage für eine systematische Selektion und Zucht, bei der herausragende Eigenschaften wie Sanftmut, Honigleistung und Widerstandsfähigkeit gezielt gefördert werden.
Die Buckfast-Biene, entwickelt durch Bruder Adam in den 1920er Jahren, ist das Ergebnis gezielter Züchtung mit dem Ziel, eine widerstandsfähige, produktive und sanftmütige Honigbiene zu schaffen. Bruder Adams systematisches Vorgehen basierte auf detaillierten Leistungsbeurteilungen und gezielter Kreuzung verschiedener Unterarten, um deren positive Eigenschaften zu kombinieren. Das Bewertungsschema, das Bruder Adam entwickelte, ist bis heute ein zentrales Werkzeug für Buckfast-Züchter weltweit. Dieser Artikel analysiert die Kriterien, die Bruder Adam zur Bewertung von Bienenvölkern einführte, ihre Anwendung in der Praxis und deren Weiterentwicklung im modernen Zuchtmanagement.
Bewertung nach Br. Adam:
6 = ein extrem seltener positiver Ausnahmefall
5 = sehr gut
4 = entspricht gut den Anforderungen
3 = eher unterdurchschnittlich und unbefriedigend
2 = schlecht, kann nicht durch eine andere Eigenschaft kompensiert werden
1 = einfach sehr schlecht
Das Bewertungsschema der Buckfast-Biene nach Bruder Adam ist ein Meilenstein der modernen Bienenzucht. Es hat durch seine Strukturierung und Fokussierung auf praxisrelevante Eigenschaften eine enorme Bedeutung für die Selektion leistungsfähiger Völker. Die Kombination traditioneller Methoden mit moderner Technik und erweiterten Kriterien ermöglicht es Züchtern, den hohen Standards gerecht zu werden und die Buckfast-Biene kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Die Weiterführung dieser Arbeit in Kombination mit neuen Ansätzen wie genomischer Selektion bietet ein großes Potenzial, um den Herausforderungen der heutigen Imkerei, insbesondere dem Varroa-Druck und dem Klimawandel, erfolgreich zu begegnen.
Das Bewertungsschema dient als Grundlage für die Selektion von Zuchtvölkern und die Planung von Anpaarungen. Ziel ist es, Völker mit den besten Bewertungen in allen Kategorien zu vermehren. Dies wird durch die gezielte Paarung von Königinnen mit Drohnenlinien unterstützt, die für spezifische Eigenschaften optimiert wurden.
Ein Beispiel aus der Praxis ist die gezielte Auswahl von Drohnenlinien mit hohen VSH-Werten, wie sie auf der Belegstelle Nordstrandischmoor in 2025 eingesetzt werden. Hier wird die Widerstandsfähigkeit gezielt durch die Wahl von Drohnen aus Völkern mit hervorragendem Hygieneverhalten gestärkt.
Um jedoch verlässliche Aussagen über die Qualität und Stabilität von Erbeigenschaften zu treffen, ist eine Bewertung über mehrere Generationen hinweg erforderlich. Eine isolierte Betrachtung einzelner Königinnen birgt das Risiko einer unvollständigen Einschätzung der genetischen Stabilität und Leistungsfähigkeit, da Erbeigenschaften aufspalten und in nachfolgenden Generationen verloren gehen können. Die genetische Variabilität ist ein grundlegender Aspekt der Bienenzucht. Während eine einzelne Generation vielversprechende Eigenschaften wie hohe Honigleistung, Sanftmut oder Resistenz gegenüber Krankheiten aufweisen kann, ist dies kein Garant dafür, dass diese Merkmale in der nächsten Generation ebenso konsistent auftreten. Ursache hierfür ist die Aufspaltung der Gene nach Mendelschen Regeln. Insbesondere bei der Buckfast-Biene, die durch gezielte Hybridisierung verschiedener Unterarten entstand, ist die genetische Komplexität erhöht.
Die genetische Aufspaltung kann dazu führen, dass dominierende Eigenschaften, die in einer Generation sichtbar sind, in der Folgegeneration nicht in gleichem Maße ausgeprägt sind. Dies stellt eine Herausforderung für die Züchter dar, da die Vermehrung von Königinnen, die nur temporär optimale Eigenschaften zeigen, langfristig zu einer Verschlechterung der Gesamtpopulation führen kann.
Um die Stabilität von Zuchtmerkmalen zu gewährleisten, ist eine umfassende Analyse der Mutter- und Vaterseite unerlässlich. Die Mutterlinie liefert Hinweise auf die Weitergabe mütterlicher Eigenschaften, wie beispielsweise die Überwinterungsfähigkeit oder die Honigleistung. Die Vaterlinie hingegen beeinflusst häufig Verhaltensmerkmale, wie Sanftmut oder Schwarmträgheit.
Eine präzise Bewertung beider Linien ermöglicht es, Rückschlüsse auf die Vererbungsmuster zu ziehen und genetisch wertvolle Kombinationen zu identifizieren. Besonders bei der künstlichen Besamung oder auf kontrollierten Belegstellen, wie Nordstrandischmoor oder Glashütte, spielt die Wahl geeigneter Drohnenlinien eine entscheidende Rolle. Durch die gezielte Selektion von Drohnenvölkern mit hohen SMR- oder VSH-Werten kann die Widerstandsfähigkeit gegenüber Varroa nachhaltig verbessert werden.
Die generationenübergreifende Bewertung wird in der Praxis durch die langfristige Beobachtung mehrerer Zuchtlinien umgesetzt. Königinnen werden nicht nur in ihrer eigenen Generation beurteilt, sondern auch anhand der Leistungen ihrer Nachkommen. Dies erfordert eine systematische Dokumentation und Datenanalyse, wie sie in modernen Zuchtprogrammen mithilfe von Software wie BeeBreed möglich ist.
Ein Beispiel hierfür ist die Verfolgung der Honigleistung über drei aufeinanderfolgende Generationen. Wenn in jeder Generation eine konsistente Steigerung oder Stabilität der Leistung festgestellt wird, spricht dies für eine genetisch gefestigte Linie. Umgekehrt deuten starke Schwankungen in den Bewertungen auf eine genetische Instabilität hin, die eine weitere Selektion erfordert.
Die Methodik zur Bewertung von Buckfastköniginnen nach dem von Bruder Adam entwickelten Bewertungsschema basiert auf einem standardisierten Ansatz, der die gezielte Selektion und Weiterentwicklung von Bienenvölkern ermöglicht. Dieses Schema dient nicht nur als Werkzeug zur objektiven Beurteilung von Königinnen, sondern auch als Grundlage für die strategische Planung von Zuchtprogrammen. Dabei werden die Königinnen anhand mehrerer zentraler Eigenschaften bewertet, die für die Produktivität, Widerstandsfähigkeit und das Verhalten eines Bienenvolks von entscheidender Bedeutung sind.
Ein wesentlicher Aspekt des Schemas ist die Beurteilung der Sanftmut, da diese Eigenschaft sowohl die Arbeit des Imkers erleichtert als auch die Sicherheit im Umgang mit den Bienen erhöht. Sanftmut wird durch das Verhalten des Volkes gegenüber dem Imker bewertet, insbesondere während der Beuteninspektion. Königinnen, deren Völker ein ruhiges und wenig aggressives Verhalten zeigen, erhalten eine höhere Bewertung. Hierbei spielen Faktoren wie die Ruhe am Flugloch und die Reaktion der Bienen auf Störungen eine entscheidende Rolle.
Ein weiteres zentrales Kriterium ist die Honigleistung. Diese wird über eine gesamte Trachtsaison hinweg gemessen und spiegelt die Fähigkeit des Volkes wider, die vorhandenen Nektarquellen effizient zu nutzen. Königinnen, deren Völker eine konstante und überdurchschnittliche Honigproduktion zeigen, gelten als besonders wertvoll für die Zucht. Neben der reinen Ertragsmenge wird auch die Qualität des produzierten Honigs berücksichtigt, da sie Rückschlüsse auf die Nektarquellen und die Sammelstrategie der Bienen erlaubt.
Die Schwarmträgheit ist ein weiteres Merkmal, das im Bewertungsschema eine zentrale Rolle spielt. Sie ist von Bedeutung, da ein starker Schwarmtrieb die Imkerei erheblich erschweren kann. Die Beurteilung erfolgt durch regelmäßige Inspektionen während der Schwarmzeit, bei denen auf die Bildung von Weiselzellen und das Verhalten der Bienen geachtet wird. Königinnen, die eine geringe Schwarmneigung zeigen, werden bevorzugt, da dies eine stabilere Volksführung ermöglicht und Ertragsverluste durch Schwärme minimiert.
Die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Parasiten, insbesondere der Varroa-Milbe, ist ein weiterer wichtiger Bewertungsfaktor. Dabei wird das Hygieneverhalten der Völker beobachtet, das sich unter anderem in der Fähigkeit zeigt, befallene Brut zu erkennen und zu entfernen. Königinnen aus Völkern mit hoher Varroa Sensitive Hygiene (VSH) werden in der modernen Buckfast-Zucht besonders geschätzt, da sie die Grundlage für eine langfristige Verbesserung der Gesundheitsresistenz legen. Dies erfordert eine systematische und detaillierte Analyse der Brutflächen auf geöffnete und gereinigte Zellen sowie die Bestimmung des Milbenbefalls.
Die Überwinterungsfähigkeit eines Volkes bildet ein abschließendes Kriterium im Bewertungsschema. Diese wird im Frühling durch die Stärke des Volkes, den Futterverbrauch und das Vorhandensein von Krankheiten beurteilt. Königinnen, deren Völker den Winter gut überstehen und frühzeitig eine starke Volksentwicklung zeigen, gelten als besonders robust und anpassungsfähig.
Die Daten, die durch diese Bewertungen gewonnen werden, fließen in die Selektion von Königinnen ein, die gezielt für Zuchtprogramme eingesetzt werden. Hierbei wird der Fokus auf eine ausgewogene Kombination aller Eigenschaften gelegt, um Königinnen mit einem ganzheitlichen Leistungsprofil zu fördern. Das ursprüngliche Schema von Bruder Adam wurde im Laufe der Zeit durch moderne Technologien wie genetische Analysen und digitale Datenverarbeitung ergänzt, wodurch die Genauigkeit der Bewertungen weiter gesteigert werden konnte. Diese Methodik bleibt jedoch ein Kernbestandteil der Buckfast-Zucht und unterstreicht die Bedeutung einer systematischen und wissenschaftlich fundierten Herangehensweise in der Imkerei.
Die Fokussierung auf ein einzelnes Zuchtziel, wie beispielsweise die Varroatoleranz, birgt erhebliche Risiken für die langfristige Stabilität und Leistungsfähigkeit von Bienenvölkern. Während die gezielte Selektion auf Varroaresistenz essenziell ist, um die Überlebensfähigkeit der Bienen unter dem Druck dieses Parasiten zu gewährleisten, kann eine Vernachlässigung anderer Zuchtziele wie Sanftmut, Honigleistung, Schwarmträgheit oder Überwinterungsfähigkeit zu unerwünschten Nebeneffekten führen. Die genetische Diversität innerhalb der Population kann durch die einseitige Selektion reduziert werden, was das Risiko von Inzucht und damit verbundenen Schwächen erhöht. Zudem besteht die Gefahr, dass Völker zwar eine hohe Varroatoleranz entwickeln, jedoch in anderen Bereichen wie Verhalten oder Produktivität nicht den Anforderungen der Imkerei entsprechen. Eine ganzheitliche Zuchtstrategie, die mehrere Ziele parallel verfolgt, ist daher notwendig, um ein ausgewogenes Leistungsprofil zu erhalten und die Anpassungsfähigkeit der Bienenvölker langfristig zu sichern.
Oberste Prämisse muss es daher sein, die vorhandenen guten Eigenschaften mindestens zu erhalten – im Optimalfall aber auch während der Herausarbeitung neuer Zuchtziele ebenso auszubauen. Es kann vorkommen, dass bestimmte Zuchtziele aufgrund der gegenseitigen genetischen Beeinflussung sich umgekehrt Proportional zu anderen Zuchtzielen entwickeln können.