Die Ligustica-Linie in der Buckfast-Zucht ist ein wichtiger Bestandteil der Zuchtarbeit, die von Bruder Adam, einem Benediktinermönch der Abtei Buckfast in England, durchgeführt wurde. Diese Linie geht auf die Italienische Biene (Apis mellifera ligustica) zurück, die vor allem in Italien heimisch ist, aber aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften in vielen Teilen der Welt geschätzt wird.
Die Italienische Biene ist bekannt für ihre sanftmütige Natur, ihre starke Sammelleistung und ihre gute Winterhärte. Sie ist typischerweise hellgelb bis goldgelb gefärbt und zeichnet sich durch einen hohen Honigertrag und einen ausgeprägten Bruttrieb aus. Diese Eigenschaften machten die Ligustica-Biene für Züchter weltweit interessant, und so fand sie auch Eingang in die Zuchtbemühungen von Bruder Adam.
Bruder Adam nutzte in seiner Zuchtarbeit verschiedene Sublinien der Italienischen Biene (Apis mellifera ligustica), um die gewünschten Eigenschaften in die Buckfast-Biene zu integrieren. Die genaue Dokumentation aller verwendeten Sublinien ist jedoch nicht vollständig öffentlich bekannt, da Bruder Adam seine Zuchtmethoden und die genaue Herkunft der eingekreuzten Linien oft in persönlichen Aufzeichnungen festhielt, die nur teilweise veröffentlicht wurden.
Dennoch ist bekannt, dass er insbesondere auf Linien aus bestimmten geografischen Regionen Italiens zurückgriff, da diese unterschiedliche Eigenschaften aufwiesen, die er für seine Zuchtziele benötigte. Hier sind einige wichtige Punkte, die im Zusammenhang mit der Ligustica und ihrer Verwendung durch Bruder Adam bekannt sind.
Bruder Adam, der 1919 zum Leiter der Imkerei der Abtei Buckfast ernannt wurde, stand vor einer Herausforderung: Die autochthone Bienenrasse, die in Buckfast verwendet wurde, die Dunkle Europäische Biene (Apis mellifera mellifera), war durch die Tracheenmilbe stark dezimiert worden. Dies führte zu einem dramatischen Rückgang der Bienenvölker. In seiner Not begann Bruder Adam, Bienenrassen aus verschiedenen Regionen Europas und darüber hinaus zu importieren und zu kreuzen, um eine widerstandsfähigere und leistungsfähigere Biene zu entwickeln.
Die Italienische Biene spielte eine zentrale Rolle in Bruder Adams Zuchtprogramm. Ihre positiven Eigenschaften, wie die Sanftmütigkeit und der hohe Honigertrag, waren für die Entwicklung der Buckfast-Biene von großem Nutzen. Bruder Adam kreuzte die Ligustica-Biene mit anderen Rassen, darunter die Dunkle Europäische Biene, die Karpatische Biene (Apis mellifera carpatica) und die Anatolische Biene (Apis mellifera anatoliaca).
Besonders schätzte Bruder Adam an der Ligustica ihre Fähigkeit, große Brutnester anzulegen und auch unter widrigen Bedingungen eine hohe Volksstärke aufrechtzuerhalten. Diese Eigenschaft war in der kühlen und feuchten Region von Südwestengland, wo die Abtei Buckfast liegt, von großer Bedeutung. Zudem erwies sich die Ligustica als äußerst anpassungsfähig und konnte gut mit anderen Bienenrassen kombiniert werden, ohne dass die Nachkommen unerwünschte Eigenschaften zeigten.
Die Integration der Ligustica-Biene in die Buckfast-Zucht war jedoch nicht ohne Herausforderungen. Eine der Hauptschwierigkeiten bestand darin, die Schwarmneigung der Ligustica unter Kontrolle zu halten. Bruder Adam arbeitete intensiv daran, diese Eigenschaft durch gezielte Selektion zu reduzieren, während er gleichzeitig die positiven Eigenschaften wie die Sammelleistung und Sanftmut verstärkte.
Durch sorgfältige Selektion und Kreuzung gelang es Bruder Adam, eine Biene zu entwickeln, die nicht nur die positiven Eigenschaften der Ligustica beibehielt, sondern auch die Robustheit und Widerstandsfähigkeit anderer Bienenrassen integrierte. Die Buckfast-Biene, wie sie heute bekannt ist, verdankt einen Großteil ihrer Leistungsfähigkeit der Integration der Ligustica-Linie.