In jedem Jahr gibt es immer wieder Meldungen, dass die Erträge an Früh- und Sommertracht schlecht ausgefallen sind, viele Völker nur mit Mühe den Winter schwach überlebt haben oder sogar aufgrund geringer Volksstärke eingegangen sind.
Als Imker sind wir daran interessiert, dass unsere Bienen gesund und vital sind, dies erreichen wir überwiegend durch starke Völker, stetige Verjüngung unserer Bestände und effektive Behandlungsmethoden gegen die Varroamilbe. Auch mit diesen guten Vorsätzen haben viele Imker kein Interesse daran, an den möglichen Stellschrauben etwas zu tun, sondern belassen Ihre Völker auf altem Wabenwerk, die alten Königinnen verbleiben in den Völkern bis der Bien aufgrund geringer Bienenmasse zusammenbricht und die Völkervermehrung findet aufgrund von Unwissenheit nicht statt, vielmehr werden sogar in regelmäßigen Abständen die Schwarm- und Nachschaffungszellen zur natürlichen Heilung gebrochen. Insbesondere zweiteres ist ein sicherer Indikator dafür, dass die Königin am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen ist und die Bienen eine neue und junge Regentin benötigen. Auch wenn eine Königin bis zu 5 Jahre leben kann, ist bereits nach dem zweiten Jahr zumeist Schluss mit der hohen Legeleistung, diese nimmt dann kontinuierlich und unaufhaltsam ab. Häufig ist dies dann im 3. Standjahr an einem zu kleinen Brutnest und sehr schwachen Völkern zu erkennen – gepaart mit einem löchrigen Brutnest, hohem Drohnenanteil und immer wieder auftretenden Nachschaffungszellen an den äußeren Waben.
Der Imker tut gut daran, die Königinnen noch im Spätsommer/Herbst auszutauschen, denn im kommenden Frühjahr haben es die Bienen bereits selbst erledigt. Manchmal zu spät, als das die Königin noch erfolgreich begattet werden konnte – oder die Bienen sind bereits drohnenbrütig mit Afterweiseln und somit im Frühjahr hoffnungslos verloren.
Vergleicht man hierzu das Jahr 2021 mit seinem kalten Mai und wenigen Flugtagen an denen überhaupt ein Nektareintrag möglich war, so kann auf Basis der Erhebung des DLR Westerwald-Osteifel, Fachzentrum Bienen und Imkerei, Mayen festgestellt werden, dass die Imker in Schleswig-Holstein im Bundesdurchschnitt vergleichsweise viel Honig ernten konnten. Schleswig-Holstein bildet hierfür die Referenz, weil für dieses Bundesland auch Vergleichswerte für leistungsbezogene Betriebsweisen vorliegen. Von den 584 Imkern aus Schleswig-Holstein wurde durch 7,7% der teilnehmenden Imker überhaupt keine Frühtrachternte vorgenommen, auf Basis der Imker mit einer Honigernte lag der Ertrag bei 24,2 Kg, während bundesweit im Durchschnitt nur 15,4 Kg geerntet wurden.*
Legt man die Erträge von Königinnen aus einer leistungsbezogenen Zucht entgegen, dann liegt der Ertrag der Völker bei 44,8 Kg je Volk. Dabei handelt es sich nicht ausschließlich um Spitzenvölker und auf Wanderung zu zusätzlichen Trachten wurde in der Standimkerei ebenfalls verzichtet. In dieser Gruppe sind sowohl Leistungsvölker, als auch normale und vergleichsweise schwache Völker enthalten. Dies ergibt sich ebenfalls aus der Streuung der Honigerträge je Volk von 19,8 Kg bis zu 61,1 Kg Frühtracht in den F1 Wirtschaftsvölkern. Mit einer Zuchtselektion auf Honigertrag und Vitalität können auch in kleinen Gruppen in der Standimkerei hervorragende Erträge an Honig erzielt werden. Die Grundlage ist dabei eine legefreudige Königin, welche gesunde und vitale Bienen hervorbringt. Ein großes Brutnest sagt nicht immer etwas über die Ertragsleistung aus, es gibt aber Rückschlüsse, ob die Bienen mit Krankheiten gut zurechtkommen, denn durch den hohen Brut- sowie Nektarumsatz steigt die Gesundheit der Bienen und daran anschließend auch der mögliche Ertrag.
Es stellt sich häufig die Frage, ist die Investition in kostenintensive Nachzuchten von leistungsgeprüften Königinnen sinnvoll und können sich die Kosten amortisieren? Der Wert einer Königin ist hierbei nicht nur der Honigertrag im ersten Standjahr, sondern auch die Vitalität der Bienen und damit verbundene Überlebensfähigkeit im Winter bzw. daraus resultierend auch in einem zweiten Standjahr noch einen ordentlichen Ertrag zu gewährleisten. Was bringt es, eine gute Königin zu kaufen oder zu züchten, die im Herbst nicht mehr im Volk ist.
Vergleicht man nun die durchschnittlichen Erträge einer F1 Königin von gezielt angepaarten Müttern von 44,8 Kg mit dem Leistungsdurchschnitt in Schleswig-Holstein von 24,2 Kg, ergibt sich eine Differenz von 20,6 Kg Honig in 2021 – also ein enormes Ertragsplus bereits im ersten Standjahr. Bei einem aktuellen Honigpreis von ca. 7,00 EUR je Kg ab Schleuder ist alleine durch Nutzung von F1 Nachzuchten aus leistungsgeprüften Königinnen ein Mehrertrag von mehr als 140,00 EUR je Volk möglich. Dabei muss natürlich beachtet werden, dass nicht jede F1 zum Rennpferd wird, aber wird eine Gruppe von 10 oder mehr Königinnen einer F1 Generation mit einer Nachschaffung von Landbienen verglichen, ist der Mehrertrag im gleitenden Durchschnitt erkennbar.
In Relation zu diesem Mehrertrag stehen die Anschaffungskosten und die regelmäßige Verjüngung des eigenen Bienenstandes mit eigenselektierten oder nachgekauften F1 Königinnen. Bei einer Standzeit von 2 Jahren im Wirtschaftsvolk ergibt sich konservativ gerechnet ein Mehrertrag an Honig von ca. 40 Kg – wird dies in Relation zur Anschaffung der F1 von ca. 30,00 EUR (Stand 2022) je Königin genommen, haben sich die Einnahmen (280,00 EUR) im Verhältnis zu den Ausgaben (30,00 EUR) mit 900% verzinst.
Neuimker sehen jetzt sicher die Möglichkeit über belegstellenbegattete oder instrumentell besamte Königinnen diesen Leistungsvorsprung weiter zu steigern, dabei wird aber außeracht gelassen, dass gerade bei F1 Königinnen der Heterosiseffekt am größten ist. Die Kreuzung zweier Linien als sogenannte F1 (erste Generation nach gezielter Anpaarung) bringt dabei vitalere Nachkommen hervor, als die F0 Mutter und der Drohnenmix des Vaters aus der Standbegattung selbst. Es ist daher nicht erforderlich, wenn nicht gerade selbst weiter gezüchtet werden soll, auf F0 Königinnen zurückzugreifen. Leider ist der Heterosiseffekt in der Leistungsfähigkeit nicht persistent, sondern verliert bereits in der nachfolgenden Generation seine Wirksamkeit.
Die reine Betrachtung des Honigertrages ist nur eine Seite des Einsatzes von gezielt gepaarten Königinnen bzw. der Nutzung der direkten Nachkommen (F1) in den Wirtschaftsvölkern. Ein weiterer Vorteil, welche wahrscheinlich höher wiegt, als er Ertrag selbst, ist die Bearbeitung dieser Völker. In der Zucht wird neben der Vitalität auch ein besonderes Augenmerk auf Sanftmut und Schwarmträgheit gelegt.
Es macht auch einem Imker keinen Spaß, wenn die Bienen bereits beim Betreten des Bienenstandes den Imker mit Stichen begrüßen. Dabei kann selbst der versierteste Imker seine Freude an den Bienen verlieren. Insbesondere dann, wenn der Schwarmtrieb sehr ausgeprägt ist und die Völker regelmäßig nachgeschaut werden müssen.
Die Nachzuchten von gezielt angepaarten Königinnen haben ihren natürlichen Trieb zum Schwärmen nicht verloren, dieser Irrglaube herrscht häufig, wenn Begriffe wie Schwarmträgheit verwendet werden. Es ist aber möglich den Schwarmtrieb dieser Völker gezielt zu lenken, indem ausreichend Raum für den Honigeintrag frühzeitig gegeben wird und die Bienen im Brutnest immer wieder frisch bauen können. Durch Brutentnahmen und das Schneiden von Drohnenbrut kann das Volk stetig bis zur Sommersonnenwende an seinem Leistungshöhepunkt gehalten werden.
Nicht zuletzt ist der Abgang eines Schwarmes auch ein finanzieller Verlust, auch wenn der Schwarm eingefangen wird. Der Schwarm entnimmt zum einen dem Wirtschaftsvolk neben der Königin auch Honig und Bienenmasse, zum anderen ist ein weiterer Nektareintrag aufgrund fehlender Flugbienen ab diesem Zeitpunkt massiv reduziert, sodass kein weiterer Honigeintrag mehr gegeben ist.
* DLR Westerwald-Osteifel, Fachzentrum Bienen und Imkerei, Mayen